Arno Gruen
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Arno Gruen

Er war Ehrenmitglied der GPPP aus Zürich († 2016). In „Wo bleibt die Seele? Haben wir etwas vergessen?“ schreibt Dr. Zsuzsanna Agora über ihn: „Am Beispiel einer kurzen Geschichte lässt sich doch zeigen, welch verheerende Folgen unreflektierte Gefühle und Alltagsplausibilitäten für das Leben des Einzelnen haben können. Der Fall wird von Milovan Ðjilas, Titos ehemaligen Gefährten im Partisanenkrieg, erzählt und von dem berühmten Psychologen Arno Gruen in einem Artikel tiefer analysiert.“

 

Einmal, nach dem Krieg, begegnete ein Montenegriner, namens Sekula auf dem Weg von Bijelo Polje nach Mojkovac einem fremden Muselmanen. Der Weg war dicht bewaldet und somit auch gefährlich. Beide Männer waren daher froh über den gelegentlichen Weggefährten, denn sie fühlten sich beide irgendwie sicherer. Sie boten einander Tabak an und plauderten freundlich. Ðjilas berichtet auch darüber, dass der Montenegriner keinerlei Ressentiments dem Moslem gegenüber empfunden habe. Den einzigen Unterschied sah er darin, dass er Türke war. Ihr Weg führte einen Bach entlang und sie setzten sich ans Bachufer, um im kühlen Schatten zu rasten. Sekula prahlte dem Muselmanen mit seiner wunderschönen Pistole. Der lobte die Waffe und fragte, ob sie geladen sei. Der Montenegriner richtete die Pistole auf den Muselmanen, gerade zwischen seine Augen, und sagte: „Ja, sie ist geladen, und ich könnte dich jetzt töten.“ Der Muselmane lachte und bat seinen Weggefährten anderswohin zu zielen, da die Waffe ja losgehen könne. In diesem Moment wusste der Montenegriner ganz klar, dass er ihn töten musste. „So schoss er, wie zufällig, mitten in das lächelnde Gesicht, zwischen die Augen.”

 

Arno Gruen (2000)
„Die politischen Konsequenzen der Identifikation mit dem Aggressor“. In: Behinderte in Familie, Schule und Gesellschaft Nr. 1/2000. Graz.